Der Hamburger Hafengeburtstag ist DAS maritime Ereignis des Jahres in Hamburg, wenn man einmal von der Hanseboot und den Cruise Days absieht. Für uns natürlich wieder ein Grund, Land unter den Füßen gegen Wasser zu tauschen und uns ein Boot zu mieten.
Ein zäher Start – Schlange stehen am Bootsverleih
Pünktlich um 10 Uhr waren wir beim Bootsvermieter unseres Vertrauens, um die reservierte Galia 700er Sundeck abzuholen und den Hamburger Hafengeburtstag vom Wasser aus zu erleben. Nach etwa 1,5 Stunden Wartezeit konnten wir endlich unser Boot in Empfang nehmen. Neben uns wollten noch ein paar Andere mit dem Boot zum Hafengeburtstag und so herrschte reger Andrang am Steg. Schade für unsere Gäste, aber so viel Zeit muss halt sein. Dafür sollten Sie mit einen schönen, entspannten Tag auf dem Boot mit der „Chaos Crew“ belohnt werden. Erwähnenswert ist noch, dass wir an diesem Tag Windstärke 6 hatten. Aber dazu später mehr.
Boot vs Dalbe – Die Gummileiste knickt ein
Gegen 11:30 Uhr ging es dann erst mal aus dem Hafen raus in Richtung Schleuse. Das klappte schon mal ganz gut. In Richtung der Schleuse geschaut sahen wir schon, dass wir nicht die einzigen waren, die da durch wollen. Die Schleuse war noch in Vorbereitung. Was nun? Alle Anleger waren besetzt. Bis auf so riesen Dalben für etwas größere Schiffe, aber nicht unbedingt für ein 7 Meter Boot. Der Skipper entschied sich für das Anlegen an den grossen Dalben. Im Gegensatz zum Treiben lassen wohl eher eine schlechte Entscheidung. Aber der Skipper hat die Macht. Ich war heute für die Leinen vorne verantwortlich. Mit gefühlter Schallgeschwindigkeit und vom Wind seitlich „geschoben“ kam die Dalbe auf mich zu. „Nein“ da halte ich meine Hand nicht hin um uns „abzustoßen“. Bruch am Schiff oder Bruch am Menschen, was ist besser. Knacks! Das war die viel zu schmale Scheuerleiste (wenn man so etwas denn Scheuerleiste nennen kann). Nach ettlichen Wassermeilen, ausgerechnet mit Badegästen an Bord, haben wir es geschafft, den ersten Bruch zu produzieren. Natürlich gab es auch das obligatorische Schleusenkino, als wir uns um die Dalbe drehten. Gäbe es Preise für groben Unfug, wir hätten den ersten Platz gemacht. Das fing ja Super an. 2 Minuten vom Hafen weg, und dann das. Unseren Badegästen konnte man das Misstrauen in unsere Fahrkünste deutlich ansehen. Aber niemand wollte von Bord gehen und so ging es dann windig in die mittlerweile geöffneten Schleuse, in der der Wind dann auch schlagartig nachließ.
Kaffee oder doch lieber Wasser?
Erst mal einen Kaffee zur Beruhigung, den wir dann neben dem Steuerstand abstellten. Gegen Wind und Wellen fuhren wir über die Norderelbe Richtung Hafen. Wusch, das war der Kaffeebecher, der bei einer größeren Welle das Fliegen lernte und dessen Inhalt sich übers Deck verteilte. Was kommt noch? Die nächste große Welle wurde zur gratis Dusche für unsere Gäste. Ich glaube das hatten sie sich anders vorgestellt. Eine ruhige und Erlebnisreiche Fahrt bei viel Sonnenschein auf der Elbe… Es half nichts, wir mussten raus aus den Wellen. Also schnell abgebogen und durchs Sperrwerk in die Billwerder Bucht zur Schleuse, die in die Bille führt. Von Windstille konnte man hier zwar auch nicht reden, aber es war wesentlich besser als „da draußen“. Rein in die Schleuse und erstmal quer gestellt. Irgendwie klappte aber auch gar nichts, wie es sollte. Aber wir waren auch noch nie bei so viel Wind unterwegs – Falls das als Ausrede zählt. Als wir die Schleuse gemeistert hatten wurde es ruhiger und unsere Badegäste konnten etwas entspannen. Zwischendurch hieß es „Mittag essen“ auf dem Bootanleger beim gelben M. Dann ging es zurück die Bille, um dann einen neuen Versuch Richtung Hafengeburtstag zu starten.
Um den Wellen im Freihafen zu entkommen, führen wir durch den Oberhafenkanal und den Zollkanal. Am Ende des Zollkanals wurde es voll und als der City-Sporthafen vor uns lag, sahen wir von weitem schon das „Gewusel“. Wäre ich am Steuer gewesen, hätte ich schnell das Weite gesucht. Ich habe nur noch Boote gesehen aber kaum noch Wasser. Wir entschieden uns das Ganze erst mal zu queren um am anderen Ufer weiter zu fahren. Der nördliche Reiherstieg lud zu einem ruhigen Abstecher ein, den wir dann am Grevenhofkanal verließen, um über das Norderloch zu den Landungsbrücken zu gelangen. Als wir das geschafft hatten war auch ich ruhiger. Und so schlimm war es dann am Ende doch nicht. Dieser Meinung war ich nicht alleine und wir hielten uns noch eine ganze Weile im Hafen auf. Mit besten Blick auf das Bunte treiben und die vielen, eng aneinander gedrängten Menschen an Land.
Action in der Tatenberger Schleuse
Nein! Wir haben da Ausnahmsweise nichts mit zu tun. Als wir uns auf den Weg zurück zum Charterhafen machten, kam es vor der Tatenberger Schleuse zu einem Stau. Alle Charterer aus dem Hafen trafen wir vor der Schleuse wieder. Plus einem Polizeiboot, das vor der Schleuse auf Einlass wartete. Zusätzlich standen eine Menge Feuerwehr- & Rettungswagen auf der Brücke über der Schleuse. Was war passiert? Die Motoryacht „Kornati“ hatte einen Brand im Maschienraum. Glücklicherweise wurde aber niemand verletzt. Alle anderen Boote lagen am Steg und warteten. Sicher quetschten auch wir uns dazwischen, um anzulegen. Es sollte länger dauern. Denn es kamen die Mitarbeiter der Bootsverleihs, um die Boote vor der Schleuse entgegenzunehmen. Das erste Boot war abgefertigt und plötzlich hieß es wir können Schleusen. Leinen los und rein. Nach kurzem Warten konnten wir in der kleinen Marina Tatenberg anlegen, unser Mißgeschick mit der Scheuerleiste beichten und den Tag mit etwa 250€ weniger für ebensolche in der Tasche beenden.
Pressebericht „Feuer in der Tatenberger Schleuse“ vom 13.05.2012